30.05.2011
Monatsbericht Mai, und schonwieder ist der Monat vorbei
Lange, lange ist es her, seit ich hier zum letzten Mal geschrieben habe. Inzwischen ist es Sommer geworden hier in Georgien. Es ist wirklich warm. Die Ausflugszeit hat wieder begonnen. Die Schulzeit neigt sich dem Ende entgegen und somit auch meine Arbeit als Freiwilliger hier in Tiflis.
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass es mir gut geht und dass die Unruhen die es gab, nichts an meiner Sicherheit hier in Tbilissi verändert haben.
Am 26. Mai wird in Georgien die Unabhängigkeit von der Sowjetunion gefeiert. Hauptattraktion ist dabei die große Militärparade auf dem Rustaveli-Prospekt, die wir uns dieses Jahr nicht entgehen lassen wollten. Die „Show“ war teilweise schon beeindruckend. Es ist schon etwas Außergewöhnliches, wenn plötzlich Soldaten auf der Straße stehen, mehrere stark gepanzerte Fahrzeuge, Panzer und Raketenwerfer an einem vorbeifahren und mehrere Kampfhubschauer und Jets über die Stadt fliegen. Alles in allem also ein Tag der noch eine Weile im Gedächtnis hängen bleiben wird.
Nächstes Wochende findet in Tbilissi ein Mädchenfußball-Turnier statt. Teilnehmen dürfen Mädchen von der 7. bis zur 9. Klasse, die am Deutschunterricht teilnehmen. Neben sieben weiteren Schulen nimmt auch unsere Schule am Wettkampf teil und so trainieren Anna und ich seit 2 Wochen unsere Schulmannschaft, zusammen mit dem Sportlehrer. Das macht wirklich Spaß weil unsere Fußballerinnen alle sehr motiviert und teilweise auch technisch wirklich sehr gut sind. So freue ich mich schon auf das Turnier, bei dem ich in einem Freundschaftsspiel der Betreuer und Organisatoren auch mitspielen kann.
Vor einer Woche waren die Deutschen Tage in Tiflis, mit vielen Veranstaltungen, wie einem Vorlesewettbewerb, bei dem unsere beiden Schülerinnen in der fünften Klasse den ersten und in der sechsten Klasse den zweiten Platz belegten. Es gab auch eine Filmvorstellung des Films: „Die Fremde“, einen weiteren Debattierwettbewerb, eine Wissens-Rallye quer durch Tbilissi, eine Bildungsmesse, Ausstellungen und noch vielen weiteren kleineren Veranstaltungen.
Letztes Wochenende waren wir am Freitag zu Besuch bei Aline und Annabell, zwei deutschen Freiwilligen die an einer Schule in Telavi, einer Stadt östlich von Tbilissi in der Region Kachetien, arbeiten. So machten wir uns gegen Mittag auf nach Sighnaghi, um uns noch einmal kurz die Stadt anzuschauen. Leider war dieses Mal, anders als bei den zwei vorherigen Besuchen, die Sicht auf den Kaukasus wegen vieler Wolken stark eingeschränkt. Doch dafür wurden wir, nachdem wir nach rund 2 Stunden Taxifahrt, in Telavi angekommen waren, mit einem wunderschönen Sonnenuntergang mehr als entschädigt. So wurde es dann ein schöner Abend, mit anderen Freiwilligen aus Deutschland und auch einer amerikanischen Freiwilligen, die ebenfalls in Telavi wohnte. Am nächsten Morgen beschlossen wir dann, ins nahgelegene Kvareli zu fahren, da sich dort eine der besten Winzereien, die der Marke „Kindsmarauli“ befinden sollte. Und tatsächlich fuhr uns die Marschrutka dann auch direkt vor diese. Wie es der Zufall so wollte, arbeitet dann dort auch gleich ein netter Georgier, der 4 Jahre in Deutschland in der Pfalz zum Winzer ausgebildet wurde und uns so in einem perfekten Deutsch die Winzerei zeigte und erklärte. Danach gab es eine kleine Wein- und Cognacverkostung mit anschließendem Essen aus der winzereieigenen Küche. Die Gastfreundlichkeit der Georgier ist eben doch außergewöhnlich, wie an diesem Tag wieder einmal bewiesen wurde. Wano, so hieß unser deutschsprachiger Winzer, opferte nicht nur seine ganze Arbeitszeit für uns und lud uns dann zum Essen ein. Nebenbei schenkte er uns sechs Flaschen Wein. Er organisierte uns, nachdem wir unsere Marschrutka verpasst hatten, ein Taxi. Begleitete uns mit Zwischenhalt in Gremi, wo wir die alte Burgfestung besichtigten, auch zurück nach Telavi. Ich behaupte einfach mal, dass so etwas nicht überall auf der Welt möglich ist. Abend kamen wir dann jedenfalls, nach einer weiteren landschaftlich schönen Taxifahrt, glücklich aber doch sehr erschöpft zuhause in Tbilissi an und ein toller Ausflug war wieder einmal zuende. Mein Fazit: Ich muss auf jeden Fall noch einmal nach Kvareli fahren und empfehle es jedem weiter!