28.06.2011
Ein Ausflug nach Mestia
Letzte Woche bin ich mit Jessica, Kai und Hardy nach Mestia in den Kaukasus gefahren. Kai hatte sich da er Freunde zu Besuch hatte, ein Auto ausgeliehen und so begann die Reise direkt vor der Haustür in einem etwas älteren aber, wie sich später heraus stellen sollte, zuverlässigen Opel Vectra. Nachdem wir die Stadt verlassen hatten machten wir noch einmal kurz an einer, der staatlich, neugebauten Flüchtlingssiedlungen halt und fuhren dann relativ zügig ohne große Pausen Richtung Zugdidi. Allerdings mussten wir dank eines Erdrutsches einen doch etwas größeren Umweg fahren. Nachdem ich dann, nach einer kurzen Rast mit Eis, den Platz am Steuer mit Kai tauschte und selbst fahren durfte, platzte am Opel schon nach kurzer Zeit der linke Vorderreifen. So mussten wir dann, mitten auf der Straße, in der Dämmerung den Reifen wechseln. Zum Glück waren ein aufgeblasenes Ersatzrad und ein Auto-Radschlüssel vorhanden. Da letzteres Werkzeug allerding schon sehr abgenutzt war, mussten wir die Hilfe zweier netter Georgier verlassen, die uns ihren Radschlüssel liehen, mit welchem wir dann die Muttern auch schnell abgeschraubt und das Rad gewechselt hatten. So konnten wir unsere Fahrt fortsetzen und erreichten, nach einem Zwischenstopp in Kutaissi bei einer bekannten Fastfood-Kette, mitten in der Nacht, die kleine Siedlung mit abchasischen Flüchtlingen, in welcher wir die Nacht schlafen wollten. Da aber schon alles schlief und wir nicht extra alle aufwecken wollten hatten wir uns schon dafür entschieden im Auto zu schlafen als uns plötzlich doch noch jemand entgegen winkte und uns zu unseren Schlafplätzen führte. So hatten wir dann doch noch sehr bequeme Betten für die Nacht, auch wenn wir sie um 6 Uhr schon wieder verlassen mussten, um so früh wie möglich Mestia zu erreichen. Dank der Gastfreundlichkeit, der abchasischen Familie, die die anderen schon bei einer Hochzeit kennengelernt hatten, verzögerte sich unsere Abfahrt dann doch noch um eine Stunde. Dafür wurden wir aufs herzlichste aufgenommen und bekamen auch Tee und Essen angeboten. Die Straße nach Mestia zeichnete sich vor allem durch immer tiefere Schlaglöcher und große Schlammpfützen aus, sodass unsere Fahrt zum Teil Offroad-Charakter hatte. So war es auch kein Wunder, dass wir bald das einzige normale Auto zwischen den Jeeps und Marschrutkas waren. Trotzdem erreichten wir, trotz kurzzeitigen Kühlwasserproblemen, sicher die Touristen-Stadt Mestia im Kaukasus. Auffallend war vor allem, dass die komplette Stadt eine Baustelle war. Überall entstanden neue Hotels. Das alte georgische Stadtbild wurde zu einer neuen, künstlich schönen Fassade umgebaut. Nur die Straße war immer noch im Ursprungszustand. Die Wehrtürme waren schon interessant zu betrachten. Sie wurden von unterschiedlichen Familienclans errichtet, welche sich auf engstem Territorium stritten und bekriegten. Im Notfall konnte sich jeder Clan in seinen eigenen Wehrturm zurückziehen. Besonders schön fand ich die Umgebung der Stadt, die sich, trotz der Zentralen Lage im Kaukasus, nicht wie in Kazbegi durch schroffe Bergmassive sondern, durch ihre grün Bäume, Sträucher und Wiesen auszeichnete. So verbrachten wir zwei erholsame Tage in Mestia. Wir unternahmen sogar eine kleine, aber trotzdem schöne Wanderung an einem der Berghänge. Als wir dann nach zwei Tagen wieder abreisen wollten, stellte sich das dann gar nicht so einfach dar. So verpassten wir die erste Marschrutka, dank irritierender Fehlinformationen. Wir hatten aber Glück und es wurde noch eine Ersatzmarschrutka organisiert, die uns dann auch in Rekordtempo auf der schon vom Hinweg beschriebenen Straße, zurück nach Zugdidi beförderte. Von dort aus gab es viele Marschrutkas zurück in die Hauptstadt, welche wir dann dank der Umleitung am späten Nachmittag bis Abend erreichten. Und wieder war ein Ausflug zuende. Besonders die abenteuerliche Hinfahrt hat mir sehr viel Spaß gemacht.
07.06.2011
Über das Fußballturnier und was sonst noch so los war in der letzten Woche
Bald sind Ferien! Diese Woche ist jetzt schon die vorletzte in diesem Schuljahr. Letzte Woche fand an der Schule noch einmal eine Projektwoche des Fachbereichs Deutsch statt. Es gab verschiedene Programmpunkte. So wurden auf Deutsch Filme gezeigt, es fand eine Deutsch-Olympiade und eine Comic-Ausstellung statt. Am Freitag gab es sogar eine kleine Aufführung, bei der unterschiedliche Klassen etwas vorführten. Außerdem fand am selben Tag der Einstufungstest statt, welcher darüber entscheidet in welcher Lerngruppe die Schüler nächstes Jahr lernen werden. Dank geschätzten 100 Schülern in einer Halle, nahm der Test teilweise chaotische Züge an. Am Ende ging jedoch, glücklicherweise, alles den Umständen entsprechend gut. Am Mittwoch hatten Anna und ich uns vorgenommen, mit ein paar Schülern eine Deutschlandkarte und ein paar Blumen an die Wände unserer Deutschabteilung zu malen. Das Ergebnis nach 4 Stunden war dann, dass der komplette Flur im 4. Stock bunt war und die Schüler aus den grauen Wänden ein echtes Kunstwerk geschaffen hatten. Die Aktion hat sich auf jeden Fall gelohnt! Nachmittags hatte Wolle im botanischen Garten ein Geländespiel organisiert, in dem Schüler der 6. Klasse durch den Park laufen mussten umso, verschiedene Stationen so schnell wie möglich abzuarbeiten. Aufgaben an den Stationen waren zum Beispiel, dass sich die Schüler mit verbunden Augen im Dreieck aufstellen sollten, es gab auch ein Quiz und an noch einer anderen Station mussten die Schüler ihr Geschick bei verschiedenen Übungen unter Beweis stellen. Meine Aufgabe war es die Mannschaft unserer Schule zu beaufsichtigen und zusammen zu halten, was sich als gar nicht so leicht heraus stellte, da die Schüler motiviert wie sie waren sofort losrannten, immer mit dem Gedanken wir müssen ja Erster werden. Da leider die Kondition der Schüler nicht gleich war blieben irgendwann einige Schüler zurück. So musste ich gleichzeitig die hinteren Schüler motivieren weiterzumachen und die vorderen daran hindern einfach alleine zur nächsten Station zu rennen. Am Ende waren wir dann tatsächlich die ersten im Ziel. Nachdem dann auch die letzte Gruppe irgendwann im Ziel angekommen war stand fest, dass die 52. Schule gewonnen hatte. Unsere Schüler freuten sich natürlich sehr.
Am Wochenende fand dann endlich auch das Mädchen-Fußballturnier um den PASCH-Pokal statt, für das unsere Mädchen jetzt schon seit drei Wochen trainiert haben. Der Wettkampf startete am Samstag um 9 Uhr. Es nahmen 7 Schulen aus ganz Georgien teil. Es wurde zuerst im Ligamodus jeder gegen jeden gespielt und am Ende gab es ein Finale um den ersten und um den 3. Platz. Im ersten Spiel musste unsere Mannschaft gegen die Mädchen aus Kakhati antreten. Wir verloren mit 1:0 gegen ein sehr gutes Team, mit welchem wir uns zum Glück am Ende des Turniers noch einmal messen dürfen sollten, wovon wir aber noch nichts wussten. Ein guter Einstieg sah anders aus. Aber unsere Schülerinnen wurden immer besser, spielten immer mehr als ein Team zusammen und gewannen nur ein Spiel nach dem anderen. Es waren wirklich alle aus dem Team hoch motiviert, ehrgeizig und gleichzeitig trotzdem fair. Es wurde sich auch nicht ständig beschwert, was man von einzelnen anderen Mannschaften leider nicht sagen konnte. Wir waren wirklich stolz auf die Mannschaft, die sich während des ganzen Turniers, wie ich finde, vorbildlich verhalten hat und zudem super Fußball spielte. Vielen Dank hier auch noch einmal an den Sportlehrer Gia, der unsere die Mannschaft trainierte, motivierte und koordinierte. Ohne ihn wäre sicherlich nicht alles so perfekt gelaufen, wie es dann war. Wieder zurück zum Turnier. Gegen Sonntagmittag hatte unsere Mannschaft dann jedenfalls, die verbleibenden sechs Spiele alle gewonnen. In der Tabelle standen wir allerdings immer noch hinter Kakhati, die ihrerseits auch ihre Spiele gewonnen hatten. Das Finale hieß also: die 52. Schule aus Tbilissi gegen das 1. Gymnasium aus Kakhati. Unsere Mädchen wollten unbedingt gewinnen. Das Spiel begann, in der ersten Halbzeit vielen keine Tore. Es war wirklich spannend, beide Mannschaften waren ungefähr gleich gut. Erst gegen Ende der zweiten Halbzeit schossen unsere Spielerinnen dann ein Tor. Der Jubel kannte keine Grenzen mehr, wir mussten nur noch ein paar Minuten überstehen und bald war das Spiel zuende. Wir hatten gewonnen! Die Mädchen und auch wir waren überglücklich. Gerechnet hatte damit niemand von uns, aber am Ende ging der erste PASCH-Pokal Georgiens zu uns an die 52. Schule. Sogar am nächsten Tag wurde in der Schule weitergefeiert. Es war ein tolles Wochenende, welches mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird! Vielen Dank noch einmal an alle, die dieses Ereignis möglich gemacht haben und Herzlichen Glückwunsch an die Spielerinnen! Ihr habt alle toll gespielt!